House - Die Geschichte
Die musikalischen Ursprünge des House liegen in der Disco-Musik der späten 1970er, deren Einfluss vor allem in Harmonik und Melodieführung bis heute spürbar ist. Frankie Knuckles legte im Warehouse in Chicago auf. Schon damals war es üblich, dass die Disco-Maxis Club-Mixes enthielten - das bedeutete im Normalfall, dass ausgedehnte, auf den Rhythmus konzentrierte Instrumentalpassagen vorhanden waren. Knuckles stellte fest, dass gerade diese Rhythmusteile die Gäste in Ekstase versetzten, und begann damit, nur noch sie ineinander zu vermischen und den Rest der Platte wegzulassen. Später griffen die Detroiter Produzenten Juan Atkins, Derrick May und Kevin SaundersonDetroit Techno. diese neue Liebe zur Monotonie auf und entwickelten daraus den
Zeitgleich entstand in New Yorker Clubs wie z. B. der legendären Paradise Garage und auch dem The Loft, geprägt durch DJs wie Larry Levan, François Kevorkian & Eric Kupper, ebenfalls eine bis heute bedeutsame House-Szene. Die Paradise Garage war Namenspate für die disco-orientierte House-Variante des Garage House.
Zu Beginn der 1990er Jahre verbreitete sich der Begriff „House“ vielerorts auch als Oberbegriff für verschiedene Arten elektronischer, rhythmischer Musikstile, dem selbst anfangs die neuentwickelte Technomusik noch als Techno House untergeordnet wurde. Das führt allerdings zu einigen Verwirrungen, da es inzwischen auch einen Stil namens Tech House gibt, eine technoisierte Form moderner minimalerer Housemusik. Für die meisten Detroiter und Chicagoer DJs und Produzenten gibt es keine echte Unterscheidung zwischen Techno und House.
Im Jahr 2005 hat der Bürgermeister von Chicago, Richard M. Daley, zum ersten mal den "Chicago House Unity Day" ausgerufen. Als Datum wurde der 10. August gewählt.
Charakter und Produktion
House zeichnet sich durch seinen mächtigen, basslastigen Klang aus, der bei Disco in dieser Form noch nicht existierte. Der typische Sound entsteht vor allem durch die Benutzung einer entsprechend druckvollen Bassdrum, die im sogenannten „4er-Fuß“, also durchgehenden vier Schlägen pro Takt gespielt wird (auch als four to the floor bezeichnet). Besonders beliebt sind dabei die heute nicht mehr produzierten Roland TR-808 und TR-909 Drumsequenzer. Im Unterschied zum Techno mit seinem meist geraden, maschinenartigen Grundmetrum ist House üblicherweise durch punktierte Sechzehntel (Shuffle) geprägt (pro Viertel wird der zweite und vierte Sechzehntel nach hinten verschoben).
Typischer Aufbau des rhythmischen Grundgerüstes eines Taktes bei House:
Sechzehntelnoten |
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Bassdrum |
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closed Hi Hat |
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open Hi Hat |
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Hand Claps |
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Ein oft verwendeter Zusatz, der dem Grundgerüst schnell eine typische House-Charakteristik verleihen kann, ist eine Snare Drum (oder Rimshot, vorzugsweise an das Klangbild der TR-808 oder TR-909 angelehnt), die folgendermaßen platziert ist:
Sechzehntelnoten |
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Snare |
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Essentieller Bestandteil für die Entwicklung des House als eigenständiger Musikstil ist auch die extreme Formalisierung der musikalischen Struktur durch fast ausschließliche Verwendung von Sequenzen, deren Längen Potenzen zur Basis 2 sind. Alle acht Takte verändert sich durch das Hinzufügen oder Wegnehmen einzelner solcher Sequenzen das Klangbild. Brüche werden auf diese Weise vermieden. Das kann man gut nachempfinden, indem man einfach in einem klassischen House-Lied 32 Bassdrums (vier Schläge je Takt mal acht Takte) von Anfang einer Sequenz zählt. Dann fangen theoretisch neue Instrumente an, es fallen welche weg, oder Vocals kommen zum Beispiel hinzu. In einem klassischen Houselied würden Vocals niemals inmitten einer solchen Sequenz beginnen, sondern immer am Anfang.
Ein wirklich guter House-Produzent ist in der Lage, aus solchen Sequenzen auf nur drei oder vier Spuren eine große Housescheibe zu schaffen. Hierdurch reduziert sich der Gehalt der Musik, und es entsteht eine gewisse hypnotische Monotonie, die Trance-induzierend wirkt und ein verändertes Zeitgefühl erzeugen kann.
Eine typische „Housescheibe“ übertrifft einen Drei-Minuten-Radiohit deutlich an Länge, fünf Minuten und mehr sind die Regel. Dies und die oben angesprochene Formalisierung der musikalischen Struktur macht es einem DJ leicht, mehrere House-Platten in der Geschwindigkeit aneinander anzupassen (Beatmatching) und ihre Anfänge und Enden so ineinander überzublenden, dass für den ungeübten Zuhörer der Eindruck eines einzigen, mehrere Stunden langen Stückes entsteht. Zusammen mit einer hohen Lautstärke kann House den Hörer geradezu physisch „packen“. Die hörbare Musik entsteht dabei im Mischpult des DJs, der z. B. mit Equalizern den Sound formt, und dessen Arbeit somit als gleichrangig mit der eines House-Produzenten betrachtet werden kann.
Besonders den Sparten Chicago-, Deep- und Minimalhouse wurde von Musikjournalisten manchmal eine fast spirituelle Qualität zugeschrieben, die sich auch in Begriffen wie Set me free, Wisdom etc. in Tracktiteln oder Vocalsamples niederschlägt. House als Begriff wird hier als abstrakter, aus Klängen geschaffener sozialer Raum verstanden, in den jeder eingeladen ist (My house is your house and your house is mine). Auch musikalisch nimmt House Einflüsse aus allen möglichen vorherigen Musikstilen von Latin über Soul und Funk bis Disco auf, ist der früheren elektronischen Musik dabei aber genauso aufgeschlossen wie strukturell auch der aus der Hochkultur stammenden Minimal Music. Dieser hybridartige Charakter, den House mit Hip-Hop gemeinsam hat, und der technisch erst durch die Verfügbarkeit günstiger Sampler möglich war, ist inzwischen Vorbild für alle aktuellen Sparten von Popmusik geworden.
Obwohl der teils wuchtige einfache 4/4-Takt für den Laien zunächst das eindrücklichste, zum Tanzen anstiftende Merkmal ist, sagen Kenner, dass sich die interessanteren musikalischen Phänomene in den Pausen zwischen den Beats abspielen, und in der langsamen Entwicklung von Motiven über Minuten, und so gibt es auch rhythmisch sehr raffinierte Stücke, genauso wie House-Stücke, die ganz ohne taktangebende Bassdrum auskommen.
Fast alle House-Stücke sind interessanterweise in Moll-Tonarten gehalten.
Genres und Stilrichtungen
- Acid House (Phuture, The Poker, Sleazy D, Hardfloor)
- Chicago House (Marshall Jefferson, Boo Williams, Cajmere)
- Deep House (Mark Farina, Francois Kevorkian, DJ Dixon, Moodymann)
- Disco House (Milk & Sugar)
- Electro House (Andy Caldwell)
- French House (Daft Punk, Etienne de Crécy, Bob Sinclar, Roulé)
- Funky House (Armand van Helden, Bad Boy Bill)
- Garage House (Blaze, Byron Stingily, Frankie Feliciano, Todd Terry)
- Hard House (DJ. Adam Moore)
- Ibiza House (Roger Sanchez, Erick Morillo)
- Latin House (Pablo Flores)
- Minimal House (Steve Bug)
- Progressive House (John Digweed, Dave Seaman, Hernan Cattaneo, Danny Tenaglia)
- Tech House (DJ Q, Swag, Terry Francis)
- Vocal House (Kim English, Jocelyn Brown, Club 69, George Morel, Phats & Small)
siehe Liste der elektronischen Musik
Bedeutende Vertreter
Weblinks